Frage: Was macht Ihr Verein?
GK: Der Verein LAG Märkische Seen e.V. unterstützt Projekte einer integrierten und nachhaltigen ländlichen Entwicklung der LEADER-Region Märkische Seen. Der Verein versteht sich insbesondere auch als Beratungs- und Diskussionsforum sowie als Öffentlichkeitsplattform für die Initiierung und Erfüllung des Vereinszweckes in der Region. Durch seine Tätigkeit will der Verein zur Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung und damit zugleich zur Identifikation der Bevölkerung mit der Region beitragen und so die kulturelle und regionale Eigenständigkeit fördern.
Frage: Mit wem arbeiten Sie hauptsächlich zusammen?
GK: Mit unseren regionalen Akteuren: Ortsvorstehern, Verwaltungen, Vereinen oder Netzwerken, aber auch überregionalen Netzwerken wie z.B. der Deutschen Vernetzungsstelle für ländliche Räume.
Frage: Wie finanzieren Sie sich?
GK: Über die Mitgliedsbeiträge sowie Mittel des Europäischen Landwirtschaftsfonds und des Landes Brandenburg zur Unterhaltung der Geschäftsstelle.
Frage: Kooperieren Sie bereits mit Akteuren oder Institutionen von jenseits der Grenze? Wenn ja, mit wem, wenn nein, gibt es Wunschkooperationspartner?
GK: Die LAG agiert ja eher regional und deshalb eng mit der Euroregion Pro Europa Viadrina zusammen. Wir streben für die Zukunft aber einen engeren Austausch mit den polnischen Lokalen Aktionsgruppen der Euroregion. Seit 2014 stehen wir in engerem Kontakt zur Fundacji Rozwoju Demokracji Lokalnej w Szczecinie (Stiftung für die Entwicklung der lokalen Demokratie), hier sind wir eingeladen, perspektivisch intensiver zum Thema Dorfentwicklung zusammen zu arbeiten.
Frage: Wenn Sie sich die Entwicklung des europäischen Integrationsprozesses in der deutsch-polnischen Grenzregion anschauen, wo steht eine gemeinsame, grenzübergreifende Zivilgesellschaft heute? Welche Erfolge gibt es? Wo sehen Sie Entwicklungschancen? Wo machen Sie Schwierigkeiten aus?
GK: In den letzten 25 Jahren hat sich schon vieles in der Grenzregion verändert, viele unserer Kommunen unterhalten sehr lebendige Partnerschaften mit polnischen Gemeinden und es gibt viele sehr gute gemeinsame Projekte. Daran sollten wir gemeinsam weiter arbeiten, denn es ist noch zu wenig im Bewußtsein der Ostbrandenburger, dass wir hier in einer Grenzregion leben. Dazu gehört eine intensivere Auseinandersetzung mit der polnischen Sprache, die Ausrichtung touristischer und kultureller Angebote auf polnische Gäste oder der enge Austausch von Praxiserfahrungen.
Frage: Inwieweit ist Ihr Verein in der deutsch-polnischen Zivilgesellschaft aktiv?
GK: Die Arbeit der Lokalen Aktionsgruppen in ganz Europa ist ja auf die Einbeziehung lokaler Akteure ausgerichtet (bottum-up-Prinzip), insofern sehen wir uns als festen Bestandteil der Zivilgesellschaft in der Grenzregion. Generell prüfen wir bei verschiedenen Vorhaben, ob sie sich ggf. auch in einem deutsch-polnischen Kontext umsetzen lassen können. Sofern uns gute Beispiele deutsch-polnischer Zusammenarbeit bekannt sind, tragen wir diese an unsere Partner weiter und regen zum Dialog an.
Frage: Wo sehen Sie besondere Chancen bzw. den Beitrag Ihrer Institution im Zusammenwachsen der europäischen Großregion?
GK: Im Umgang mit den europäischen LEADER-Mitteln sehen wir uns als wichtigen Multiplikator, der den europäischen Gedanken in den ländlichen Raum trägt. Gerade die von Europa so stark geförderte LEADER-Methode zur Einbeziehung der lokalen Bevölkerung gibt uns die Möglichkeit, ganz eng mit den Akteuren vor Ort zusammenzuarbeiten, um gelingende Projekte mit großer Wirkung zu entwickeln. Dazu braucht es nicht unbedingt immer viel Geld, aber immer einen großen Willen, aufeinander zuzugehen.
Frage: Bitte beschreiben Sie ein konkretes Projekt Ihres Vereins.
GK: Die EU gibt uns die Möglichkeit, eng mit anderen Lokalen Aktionsgruppen zu kooperieren. Besonders stolz sind wir auf unsere Zusammenarbeit zur Unterstützung der touristischen Entwicklung in unserem Seenland Oder-Spree, insbesondere im Bereich E-Mobilität. Hier ist es gelungen, ein Verleihnetzwerk für E-Bikes („Sonne auf Rädern“) zu etablieren. Zur stärkeren Entwicklung einer Willkommenskultur für elektromobil-Reisende arbeiten wir mit unseren Partnern derzeit am Thema e-Bike freundliche Region.
Frage: Wenn Sie sich etwas für Ihre Arbeit oder Ihren Verein wünschen könnten, was wäre das?
GK: Weiterhin so aufgeschlossene und engagierte Partner aus allen Strukturen, die konstruktiv an gemeinsamen Lösungen arbeiten wollen.
Wir danken für das Gespräch.
Das Interview führte Darius Müller