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Interview: Sergey Lapshin

Sergey Lapshin ist im Verein „Genius Loci“ aktiv, führt Jugend-Medien-Projekte durch und produziert Dokumentarfilme. Er stammt aus Sibirien und hat an der Europa-Universität Viadrina Interkulturelle Kommunikation sowie Dokumentarfilm studiert.

NT: Ihre Organisation heißt Genius Loci. Mögen Sie uns ein bisschen davon berichten?
SL: Genius Loci bedeutet im Latein der mystische Geist des Ortes, der nicht zu sehen, nicht physisch wahrzunehmen ist, aber vielleicht auf der Ebene der Gefühle zu empfinden ist, was uns verbindet. In Ruda Śląska, wo unser Verein tätig ist, sind wir der Überzeugung, dass wir so einen Geist des Ortes haben, der auch die Leute anzieht, dass sie nicht wegreisen und auch, wenn sie studiert haben, öfter einfach in die Stadt zurückkommen und die Stadt mögen und lieben. Wir versuchen, rund um unseren Stadtbezirk, Kochlowitz, Initiativen durchzuführen, die unsere lokalen Gemeinschaften einander näherbringen, historische Themen aufdecken und auch unsere oberschlesische Kultur pflegen. Seit 6-7 Jahren  organisieren wir internationale Projekte, die zur Förderung der bürgerschaftlichen Aktivität, der Etablierung von non-formaler Bildung und grenzübergreifender Jugendzusammenarbeit beitragen.

NT: Und gibt es in den Formaten, die Sie durchführen, partizipative Elemente?
SL: Ja, unser Programm auf der internationalen Ebene „Nachbarn 3.0“ wäre hier zu nennen. Es geht darum, dass junge Leute aus Polen, Belarus und aus der Ukraine zusammenkommen, eigene Ideen für die Durchführung von Initiativen entwickeln und sie zu Hause ins Leben rufen. Wir geben dabei Impulse als Trainer, als Mentoren, bringen solche Kompetenzen wie Projektmanagement, Teamarbeit, Aktivierung der lokalen Gemeinschaft bei, schauen auf die Frage der Partizipation der lokalen Bevölkerung und auf die Entwicklung der Persönlichkeit von Teilnehmenden. Die Fragestellung ist dabei: was möchten junge Leute in ihrer nahen Umgebung ändern, sodass es dort spannender, bequemer oder schöner zu leben wird. Unser Ziel ist, dass sie in ihr Projekt auch andere  Leute mit einbeziehen, ein Team bilden, das zusammen arbeiten kann und die Meinung der Teammitglieder im Arbeitsprozess beachten. Wir versuchen keine Projekte für die Jugendlichen stattfinden zu lassen, die bloß informativ wirken, sondern solche Initiativen auf die Beine zu stellen, die ein Problem zusammen mit der nahen Umgebung und Bevölkerung lösen können.

NT: Haben Sie ein Beispiel für ein derartiges Problem oder einen Wunsch der Jugendlichen?
SL: Ein Beispiel dafür wäre, wenn junge Leute intergenerativ arbeiten. Es werden zunächst die Bedürfnisse von der lokalen Gemeinschaft gesammelt und analysiert. Dabei äußern sich z.B. Senioren, was sie bewegt, was sie für ein aktives Leben im hohen Alter brauchen. Daraus kann schon ein Konzept entstehen. Danach werden Konsultationen durchgeführt, Projektideen entwickelt und Ressourcen gesucht. Es kann eine Initiative für einen Kinoklub in einem Treppenhaus eines Blockhauses oder ein gemeinsam angelegter öffentlicher Garten in der Stadt sein. Möglich sind auch bspw. Reinigungsaktionen an historischen Orten oder ein historischer Spaziergang für Stadtbewohner aus den umliegenden Bezirken.

NT: Wenn sie sich für Ihre Vereinsarbeit etwas wünschen könnten, was wäre das?
SL: Ich denke, dass viel machbar ist. Man braucht eigentlich nur engagierte Leute, menschliche Kapazitäten und viel Lust. Ich wünsche unserem Verein, dass wir in den nächsten Jahren dazu kommen, den Generationenwechsel zu intensivieren, stärkere Kooperationen mit anderen lokalen NGOs zu bilden und evtl. Einfluss auf die Entscheidungen in der Stadtpolitik nehmen zu  können.

NT: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Nikolaus Teichmüller.

Mehr Informationen unter www.geniusloci.com.pl